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HEINRICH HEINE: LAZARUS

BY ANNIE DAVIES

Es ist kein Geheimnis, was deutsche Literatur betrifft, ist unser Wissen hier in Großbritannien gering. Das ist sogar bei Deutschstudenten der Fall, wo man nur über Goethe, Brecht und vielleicht Schiller spricht.

Diese Kritik wird also die Gedichtsammlung von Heinrich Heine, ‚Lazarus‘ (und ‚Zum Lazarus‘), besprechen. Heine lebte im 19. Jahrhundert, und im Vergleich zu seiner früheren Dichtung, wie ‚Herzreise‘, die typisch romantisch und sehnsuchtsvoll sind, ist ‚Lazarus‘ rau, schmerzhaft, und ungeputzt. Diese Gedichte schrieb er, als er gegen Ende seines Lebens wegen einer Degeneration des Rückgrats bettlägerig war. Deswegen ist diese Sammlung nicht eine, bei der man sich einfach entspannen kann, sondern eine, die einen manchmal traurig macht, oder sich unbehaglich fühlen lässt – für manche ist das allerdings perfekt.

Zu Beginn möchte ich ein Beispiel bringen, um zu zeigen, welche Stimmung diese Sammlung hat. Das Gedicht heißt ‚Böses Geträume‘, welches offensichtlich einen Traum der Kindheit beschreibt. Es fängt so an:

Im Traume war ich wieder jung und munter-

Es war das Landhaus hoch am Bergsrand,

Wettlaufend lief ich dort den Pfad hinunter,

Wettlaufen mit Ottilien Hand in Hand

 

Deshalb ist die Geschichte für uns klar, und obwohl das ganze Gedicht kein Rätsel ist, kann man den Leid des Autors spüren, weil wir seine Vergangenheit miterfahren können – man glaubt an die ‚Zierlichkeit‘ von dieser Ottilie, die ein Bild von der Unschuld und der Energie eines Kindes ist. Natürlich ist man nicht in der Situation von Heine selbst, dennoch ist dieses Gedicht etwas, was wir alle nachempfinden können – das Leidwesen, und eine Nostalgie für eine Zeit, als wir alle keine Sorgen hatten.

 

Im weiteren Verlauf wacht der Autor auf und stellt fest, dass er ‚wieder ein Kranker‘ ist, ‚trostlos‘ in seinem Krankenzimmer, und leider wachen wir auch mit auf und denken: Heine hat uns einen möglichen Blick der Zukunft gezeigt, also was sollen wir mit diesem Wissen tun?

 

Diese Sammlung ist jedoch nicht durchgehend deprimierend, sondern zeigt Heines sarkastischen Sinn für Humor, sogar wenn die Sache ziemlich gruselig ist. Eines der Gedichte, an das man sich leicht erinnern kann, heißt ‚Vermächtnis‘, eine letzte Impfung seinen Feinden:

 

Christlich will ich drin bedenken

Meine Feinde mit Geschenken

 

Vielleicht ist dieses Gedicht das Beste, um sowohl Heines Humor, als auch die Traurigkeit und den Schmerz der ganzen Sammlung zu erfahren. Ganz anders als in ‚Geträume‘, macht er sich einen Spaß daraus, seinem unvermeidlichen Tod zu begegnen.

 

Wenn man eine gute Einführung für deutsche Literatur will, ist Heine ziemlich gut. Obwohl Dichtung auf Deutsch manchmal schwierig zu verstehen ist, wenn man ein Buch auf Deutsch mit englischer Übersetzung findet, kann das Lesen von Heine eine gute Art sein, jeden Tag etwas Deutsch in den Tag einzubinden.

Vielleicht warst du der Ansicht, dass Dichtung nur kitschig und zu süß ist, aber diese Sammlung hat meine Meinung dazu total verändert, und hoffentlich auch deine Meinung.

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